Chinas Vorsprung bei Open-Source-KI-Modellen zeigt: Europa muss technologisch enger zusammenrücken. Die TransformIT Europe 2026 ist der Treffpunkt, um gemeinsame Strategien für echte digitale Souveränität zu formen.
Von Jan Nintemann und Jochen Siegle; Foto: Markus Spiske via Unsplash
Der globale Wettbewerb im Bereich generativer KI legt weiter an Dynamik zu. Eine aktuelle Studie des MIT in Zusammenarbeit mit dem Startup Hugging Face zeigt: Erstmals stammen weltweit mehr Downloads neuer quelloffener KI-Modelle aus China als aus den USA.
Modelle chinesischer Anbieter erreichten im vergangenen Jahr 17 % aller weltweiten Open-Model-Downloads und überholten damit US-Konzerne wie Google, Meta und OpenAI, die zusammen auf nicht einmal 16 % kamen.
Diese Entwicklung markiert einen neuen strategischen Wendepunkt im internationalen KI-Wettrennen – und sendet ein deutliches Signal an Europa.
China setzt auf Offenheit – USA auf Kontrolle
Während US-Unternehmen ihre fortschrittlichsten KI-Systeme weitgehend geschlossen halten und kommerziell lizenzieren, fördern chinesische Anbieter bewusst offene Veröffentlichungsansätze. Ein Grund dafür ist der eingeschränkte Zugang zu Hochleistungs-GPUs durch US-Exportregelungen.
Die chinesische Regierung motiviert ihre Technologieunternehmen daher aktiv, offene Modelle zur Verfügung zu stellen, um Innovationen breit zu ermöglichen. Laut der Analystin Wendy Chang ist Open Source in China inzwischen stärker im Mainstream verankert als in den USA.
Was bedeutet das für Europa?
Die Daten unterstreichen, wie schnell sich das globale Kräfteverhältnis in der KI-Technologie verschiebt. Für Europa ergeben sich daraus drei zentrale Handlungsfelder.
- Digitale Autonomie stärken: Europa ist weiterhin in hohem Maße von außereuropäischen Modellen abhängig – meist aus den USA, zunehmend aber auch aus China. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht die EU deutlich mehr eigene KI-Entwicklungskapazitäten.
- EU-weite Kooperation intensivieren: Nationale Silos bremsen Fortschritt. Europa benötigt gemeinsame KI-Forschungsinitiativen, interoperable Datenräume, offene Standards und eine kooperative öffentliche Beschaffungspraxis.
- Unternehmen und Forschung vernetzen: Die Vielfalt offener Modelle eröffnet Chancen für europäische Start-ups, Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen, eigene Lösungen schnell voranzutreiben – sofern entsprechende Infrastruktur und Talentförderung vorhanden sind.
Transform IT Europe: KI als Schlüsselthema
Die zentrale Bedeutung von KI für Europas digitale Zukunft spiegelt sich deutlich im Programm der TransformIT Europe wider. Künstliche Intelligenz ist eines der wichtigsten Schwerpunkt-Themen der Messe und Konferenz.
Im Mai 2026 kommen auf der TransformIT Europe führende IT-Entscheider:innen, Technologieanbieter, Forschungseinrichtungen, Politik und Innovatoren aus ganz Europa in einem gemeinsamen Rahmen zusammen. Genau hier entsteht der Raum, um:
- europäische Kooperationen anzustoßen
- Strategien für digitale Autonomie zu definieren
- offene KI-Modelle zu evaluieren
- und zukünftige Innovationspartnerschaften aufzubauen.
Europa muss selbstbewusst handeln, digitale Souveränität stärken und eigene Innovationsallianzen formen. So kann ein starkes europäisches KI-Ökosystem gestaltet werden.
Quellen & Links