IT-Refurbishing verlängert die Lebensdauer von Laptops und Smartphones, spart Ressourcen und reduziert Elektroschrott. Die Bundesregierung will dies mit einem neuen Aktionsprogramm fördern – im Einklang mit vergleichbaren Initiativen auf EU-Ebene.
Von Jan Nintemann und Jochen Siegle; Foto: Lala Azizli via Unsplash
Elektronische Geräte länger zu nutzen, ist ein wirkungsvoller Hebel, um Ressourcen zu schonen und Emissionen zu reduzieren. Laptops, Smartphones und Tablets werden in Deutschland jedoch meist nach eineinhalb bis zwei Jahren ausgetauscht – lange bevor ihr technisches Potenzial ausgeschöpft ist.
IT-Refurbishing kann diese Lebensdauer deutlich verlängern. Durch die professionelle Aufarbeitung gebrauchter Geräte lassen sich entsprechend nicht nur große Mengen Elektroschrott vermeiden, sondern auch Rohstoffe, Wasser und Energie einsparen.
Kreislaufwirtschaft als strategisches Ziel
Verschiedene Analysen aus ganz Europa zeigen, wie stark sich die Wiederverwendung auf Umwelt und Gesundheit auswirkt: CO₂-Emissionen, Schadstoffausstoß und der Verbrauch knapper Materialien sinken messbar.
Vor diesem Hintergrund will die deutsche Bundesregierung den Refurbishing-Sektor stärken und damit einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Bundesumweltminister Carsten Schneider stellte jüngst beim Berliner Elektronik-Aufbereiter Rebuy die Grundzüge eines neuen bundesweiten Aktionsprogramms vor, das den Übergang zu langlebigeren, ressourcenschonenden IT-Produktzyklen beschleunigen soll.
Millionen ungenutzter Geräte und wertvolle Rohstoffe
Allein in deutschen Haushalten lagern laut Studien 200 Millionen nicht mehr genutzte Smartphones. Viele davon könnten nach einer fachgerechten Aufarbeitung weiter betrieben werden. Die Wiederverwendung schont nicht nur die Umwelt, sondern entlastet auch die Rohstoffversorgung, denn Altgeräte enthalten erhebliche Mengen an wertvollen Metallen und seltenen Erden.
Längere Nutzungsdauer durch neue Vorgaben
Europäische Vorgaben sollen künftig sicherstellen, dass Geräte länger einsatzfähig bleiben. Mehrjährige Update-Pflichten, verfügbare Ersatzteile und transparente Reparaturinformationen sollen den Reparaturaufwand senken und die Nutzungsdauer erhöhen – zentrale Voraussetzungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.
Beispiel für erfolgreiches Kreislaufmodell
Wie groß der ökologische Effekt ausfallen kann, zeigt etwa Rebuy: Das Berliner Unternehmen erzielte 2023 einen Umsatz von über 220 Millionen Euro und verhinderte durch Aufbereitung und Weiterverkauf rund 200 Tonnen Elektroschrott. Der Markt wächst, und weitere Anbieter wie Refurbed, Swappie, Clevertronic, AsGoodAsNew, Back Market, Refurbica, Amso, Molano, ReuseIT, Furbify oder Zoxs setzen auf skalierbare Refurbishing-Prozesse und -Produkte.
Studie: Bekanntes Konzept, aber geringe Nutzung – Schlusslicht Deutschland
Trotz breiter Bekanntheit greifen deutsche Smartphone-Nutzer im internationalen Vergleich seltener zu generalüberholten Geräten. Das zeigt die Studie „Refurbished statt neu” vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.
Unter den fünf untersuchten Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweden, UK) liegt Deutschland auf dem letzten Platz. Frankreich ist Spitzenreiter.
Generationenunterschiede beim Kaufverhalten
Die Studie zeigt deutliche Unterschiede zwischen Altersgruppen: Jüngere Konsumentinnen und Konsumenten stehen gebrauchten, professionell aufbereiteten Geräten offen gegenüber, während ältere Nutzer häufig unsicher sind.
Mit dem neuen Aktionsprogramm will die Bundesregierung Hemmschwellen abbauen, Wiederverwendung attraktiver machen und Deutschland unabhängiger von globalen Rohstoff- und Chip-Lieferketten.
Quellen & Links